Was macht eigentlich ein Erbenermittler?

4.3/5
Das Bild zeigt eine Person von hinten, die einen beigefarbenen Hut mit schwarzem Band und eine dunkle Jacke trägt. Die Person blickt auf einen nebligen Wasserfall im Hintergrund. Oben im Bild steht in weißer Schrift der Titel: „Was macht ein Erbenermittler?“. Die Szene wirkt geheimnisvoll und nachdenklich.

 


Erbenermittler Erding: Was macht eigentlich ein Erbenermittler? Aufgaben, Rechte und wichtige Tipps für Erben

Wenn plötzlich ein Erbenermittler vor der Tür steht

Beispiel aus Erding: Familie Müller aus Erding erhält einen Brief von einem Erbenermittler aus Hamburg. Darin wird mitgeteilt, dass ein entfernter Verwandter aus München verstorben sei und sie möglicherweise erbberechtigt seien. Gegen eine Erfolgsprovision von 30 Prozent würde der Erbenermittler alle notwendigen Schritte einleiten. Die Familie ist verunsichert: Ist das seriös? Was sollen sie tun?

Erbenermittler Erding werden immer häufiger kontaktiert, wenn Menschen in der Region überraschend Post von unbekannten Dienstleistern erhalten. Diese Situation erleben immer mehr Menschen in Erding und Umgebung. Erbenermittler kontaktieren potenzielle Erben oft völlig überraschend und bieten ihre Dienste an. Doch was steckt dahinter? Sind solche Angebote seriös oder handelt es sich um dubiose Geschäftemacherei?

In diesem ausführlichen Artikel erfahren Sie alles Wichtige über Erbenermittler Erding: welche Aufgaben sie haben, wie sie arbeiten, was sie kosten dürfen und vor allem, welche Rechte Sie als potenzielle Erben haben. Als Anwalt im Erbrecht in Erding begegnen wir bei VSP regelmäßig Mandanten, die von einem Erbenermittler Erding kontaktiert wurden und Rat suchen.

Was ist ein Erbenermittler und wie arbeitet er?

Ein Erbenermittler ist eine Person oder ein Unternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, unbekannte oder schwer auffindbare Erben zu identifizieren und zu kontaktieren. Dies geschieht meist im Auftrag von Nachlassgerichten, Notaren oder manchmal auch eigeninitiativ.

Rechtlicher Hinweis: Erbenermittlung ist in Deutschland kein geschützter Beruf. Grundsätzlich kann jeder als Erbenermittler tätig werden, ohne spezielle Ausbildung oder Zulassung. Dies führt leider auch dazu, dass unseriöse Anbieter am Markt aktiv sind.

Wie kommen Erbenermittler an ihre Informationen?

Erbenermittler nutzen verschiedene Quellen, um potenzielle Erben aufzuspüren:

– Öffentliche Register: Melderegister, Sterberegister, Handelsregister
– Kirchenbücher: Besonders bei älteren Erbfällen wichtig
– Archive: Stadt- und Staatsarchive für genealogische Forschung
– Online-Datenbanken: Ancestry, MyHeritage und ähnliche Plattformen
– Friedhofsverwaltungen: Für Informationen über Familiengräber
– Zeitungsarchive: Todesanzeigen und Familiennachrichten

Die Recherche kann sich über Wochen oder Monate hinziehen, besonders wenn es um komplexe Familienverhältnisse oder weit zurückliegende Generationen geht.

Der typische Ablauf einer Erbenermittlung

1. Auftrag: Ein Nachlassgericht, Notar oder das Unternehmen selbst identifiziert einen Erbfall ohne bekannte Erben
2. Recherche: Systematische Suche nach möglichen Erben
3. Kontaktaufnahme: Schriftliche oder telefonische Kontaktierung der gefundenen Personen
4. Vertragsabschluss: Angebot einer Zusammenarbeit gegen Erfolgsprovision
5. Abwicklung: Unterstützung bei der Erbschaftsannahme und -abwicklung

Die wichtigsten Aufgaben von Erbenermittlern

Erbenermittler übernehmen verschiedene Aufgaben im Bereich der Erbschaftsabwicklung:

1. Erbensuche und Identifikation

Die Hauptaufgabe besteht darin, unbekannte Erben ausfindig zu machen. Dies ist besonders relevant bei:
– Kinderlosen Verstorbenen ohne nahestehende Verwandte
– Zerrütteten Familienverhältnissen
– Ausgewanderten Familienmitgliedern
– Adoptierten Kindern mit unklarer Abstammung

2. Genealogische Forschung

Erbenermittler erstellen oft komplette Stammbäume, um die Erbfolge zu klären. Dies umfasst:
– Recherche in Kirchenbüchern und Archiven
– Auswertung von Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden
– Verfolgung von Familienlinien über mehrere Generationen
– Klärung von Adoptionsverhältnissen

Beispiel aus der Region: In einem Fall in Dorfen musste ein Erbenermittler die Nachkommen eines 1920 nach Amerika ausgewanderten Cousins des Erblassers ausfindig machen. Durch Recherchen in amerikanischen Archiven konnten schließlich drei Erben in den USA identifiziert werden.

3. Rechtliche Unterstützung

Viele Erbenermittler bieten auch rechtliche Hilfestellung an:
– Beantragung von Erbscheinen
– Kommunikation mit Nachlassgerichten
– Abwicklung von Nachlassverfahren
– Vertretung gegenüber anderen Erben

Wichtiger Hinweis: Erbenermittler dürfen keine Rechtsberatung durchführen, es sei denn, sie sind gleichzeitig ausgebildete Rechtsanwälte. Bei komplexen rechtlichen Fragen sollten Sie sich an einen spezialisierten Anwalt im Erbrecht wenden.

4. Nachlassverwaltung und -abwicklung

Einige Erbenermittler unterstützen auch bei der praktischen Abwicklung:
– Wertermittlung von Nachlassgegenständen
– Verkauf von Immobilien
– Auflösung von Haushalten
– Kommunikation mit Banken und Versicherungen

Kosten und Vergütung: Was Erben wissen müssen

Die Vergütung von Erbenermittlern ist ein kritischer Punkt, der oft zu Streitigkeiten führt. Hier die wichtigsten Fakten:

Typische Vergütungsmodelle

Erfolgsprovision: Die meisten Erbenermittler arbeiten auf Erfolgsbasis. Übliche Sätze:
– 20-35% vom Nachlass bei größeren Erbschaften
– Bis zu 50% bei sehr kleinen Nachlässen oder aufwendiger Recherche
– Zusätzlich oft Auslagen für Recherchen und Behördengänge

Stundenhonorar: Seltener, meist bei beauftragter Recherche:
– 50-150 Euro pro Stunde je nach Qualifikation
– Zusätzlich Fahrt- und Recherchekosten

Rechtlicher Hinweis: Es gibt keine gesetzlich festgelegten Höchstsätze für Erbenermittler. Die Vergütung unterliegt jedoch der allgemeinen Sittenwidrigkeitsprüfung nach § 138 BGB. Provisionen über 50% gelten meist als sittenwidrig.

Was ist angemessen?

Bei der Bewertung der Angemessenheit spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

Für höhere Provisionen sprechen:
– Sehr aufwendige, langwierige Recherche
– Internationale Ermittlungen
– Komplexe Familienverhältnisse
– Kleine Nachlässe (unter 10.000 Euro)

Für niedrigere Provisionen sprechen:
– Einfache Recherche mit schnellem Erfolg
– Große Nachlässe (über 100.000 Euro)
– Bereits vorhandene Hinweise auf Erben
– Standardfälle ohne besondere Schwierigkeiten

Checkliste: Faire Vergütung prüfen
  • Wie aufwendig war die Recherche tatsächlich?
  • Wie hoch ist der Nachlass insgesamt?
  • Welche konkreten Leistungen wurden erbracht?
  • Wie lange hat die Ermittlung gedauert?
  • Gab es bereits Hinweise auf Sie als Erben?
  • Ist die Provision im Verhältnis zu anderen Fällen angemessen?

Besonderheiten bei der Vertragsgestaltung

Achten Sie bei Verträgen mit Erbenermittlern auf folgende Punkte:

Leistungsbeschreibung: Was genau wird für die Provision geleistet?
Kündigungsrecht: Können Sie den Vertrag vorzeitig beenden?
Kostentransparenz: Welche Zusatzkosten können entstehen?
Erfolgsabhängigkeit: Ist die Zahlung wirklich erfolgsabhängig?

Ihre Rechte als Erbe gegenüber Erbenermittlern

Als potenzielle Erben haben Sie gegenüber Erbenermittlern verschiedene wichtige Rechte:

1. Informationsrecht

Sie haben das Recht zu erfahren:
– Wie der Erbenermittler auf Sie aufmerksam geworden ist
– Welche konkreten Informationen über den Erbfall vorliegen
– Wie die Verwandtschaftsverhältnisse zum Erblasser aussehen
– Welche anderen Erben möglicherweise existieren

2. Bedenkzeit

Wichtig: Sie müssen nicht sofort entscheiden! Lassen Sie sich ausreichend Bedenkzeit geben und prüfen Sie alle Angaben sorgfältig. Ein seriöser Erbenermittler wird Ihnen diese Zeit gewähren.

3. Widerrufsrecht

Bei Verträgen, die außerhalb von Geschäftsräumen geschlossen werden (z.B. an der Haustür oder per Telefon), haben Sie grundsätzlich ein 14-tägiges Widerrufsrecht gemäß § 312g BGB.

4. Recht auf eigene Recherche

Sie können jederzeit selbst recherchieren oder einen anderen Dienstleister beauftragen. Der erste Kontakt durch einen Erbenermittler verpflichtet Sie zu nichts.

5. Recht auf anwaltliche Beratung

Sie haben jederzeit das Recht, sich von einem Anwalt beraten zu lassen, bevor Sie einen Vertrag mit einem Erbenermittler abschließen.

Vorsicht vor unseriösen Anbietern

Leider gibt es auch schwarze Schafe unter den Erbenermittlern. Hier die wichtigsten Warnsignale:

Typische Maschen unseriöser Anbieter

Druckausübung: Aussagen wie „Sie müssen sofort handeln“ oder „Das Angebot gilt nur heute“

Übertriebene Provisionen: Forderungen von 50% oder mehr ohne angemessene Gegenleistung

Vorkasse-Betrug: Forderung von Gebühren im Voraus für angebliche Behördengänge

Falsche Angaben: Behauptungen über dringende Fristen oder rechtliche Notwendigkeiten

Warnung: Besonders vorsichtig sollten Sie bei Anbietern aus dem Ausland sein, die behaupten, Sie hätten in einem anderen Land geerbt. Oft handelt es sich dabei um Betrugsversuche (sogenannte „Advance Fee Fraud“).

So erkennen Sie seriöse Erbenermittler

Transparenz: Offene Kommunikation über Arbeitsweise und Kosten

Referenzen: Nachweisbare Erfolge und zufriedene Kunden

Realistische Versprechungen: Keine übertriebenen Gewinnerwartungen

Professioneller Auftritt: Vollständige Kontaktdaten und Impressum

Mitgliedschaft in Verbänden: Zugehörigkeit zum Verband Deutscher Erbenermittler

Was tun bei Verdacht auf Betrug?

1. Nicht zahlen: Leisten Sie keine Vorauszahlungen
2. Dokumentieren: Sammeln Sie alle Unterlagen und Kommunikation
3. Anzeige erstatten: Wenden Sie sich an die örtliche Polizei
4. Anwalt konsultieren: Lassen Sie sich rechtlich beraten

Alternativen zur Erbenermittlung

Sie müssen nicht zwangsläufig einen Erbenermittler beauftragen. Es gibt verschiedene Alternativen:

1. Eigenrecherche

Mit etwas Zeit und Geduld können Sie oft selbst herausfinden, ob Sie erbberechtigt sind:

Kostenlose Quellen:
– Standesämter für Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden
– Kirchengemeinden für Kirchenbücher
– Stadtarchive für historische Dokumente
– Online-Genealogie-Portale (teilweise kostenpflichtig)

Vorgehen:
1. Sammeln Sie alle verfügbaren Familiendokumente
2. Erstellen Sie einen vorläufigen Stammbaum
3. Kontaktieren Sie Standesämter und Archive
4. Nutzen Sie Online-Datenbanken für weitere Recherchen

Beispiel aus Wartenberg: Familie Schmidt aus Wartenberg erhielt Post von einem Erbenermittler wegen einer angeblichen Erbschaft aus Berlin. Durch eigene Recherche beim zuständigen Standesamt fanden sie heraus, dass tatsächlich eine entfernte Verwandtschaft bestand. Sie konnten die Erbschaft ohne Erbenermittler abwickeln und sparten sich die 25%ige Provision.

2. Beauftragung eines Anwalts

Ein spezialisierter Anwalt im Erbrecht kann oft effizienter und kostengünstiger arbeiten:

Vorteile:
– Rechtliche Expertise bei komplexen Fällen
– Schutz vor rechtlichen Fallstricken
– Oft günstigere Kosten als Erbenermittler-Provisionen
– Umfassende Beratung zu allen Erbschaftsfragen

Kosten:
– Stundenhonorar: 300-400 Euro je nach Qualifikation
– Erfolgshonorar nach Vereinbarung
– Meist deutlich günstiger als Erbenermittler-Provisionen

3. Professionelle Genealogen

Für reine Familienforschung gibt es spezialisierte Genealogen:
– Wissenschaftliche Arbeitsweise
– Moderate Kosten (50-100 Euro/Stunde)
– Detaillierte Dokumentation
– Keine rechtliche Beratung

4. Nachfrage beim Nachlassgericht

Wenn Sie vermuten, erbberechtigt zu sein, können Sie direkt beim zuständigen Nachlassgericht nachfragen:
– Kostenlose Auskunft über laufende Verfahren
– Information über bereits bekannte Erben
– Hilfe bei der Antragstellung

Fazit und Handlungsempfehlungen

Erbenermittler können durchaus eine sinnvolle Dienstleistung erbringen, besonders bei komplexen Familienverhältnissen oder schwierigen Recherchen. Jedoch sollten Sie als potenzielle Erben immer kritisch prüfen, ob die angebotenen Leistungen die geforderte Provision rechtfertigen.

Checkliste für den Umgang mit Erbenermittlern:Vor Vertragsabschluss:
  • Lassen Sie sich alle Informationen schriftlich geben
  • Prüfen Sie die Seriosität des Anbieters
  • Holen Sie sich eine zweite Meinung ein
  • Vergleichen Sie mit alternativen Lösungen
  • Lassen Sie sich ausreichend Bedenkzeit

Bei der Vertragsgestaltung:

  • Achten Sie auf angemessene Provisionen (max. 30-35%)
  • Bestehen Sie auf detaillierte Leistungsbeschreibung
  • Vereinbaren Sie Kündigungsrechte
  • Dokumentieren Sie alle Vereinbarungen schriftlich

Nach dem Vertragsabschluss:

  • Überwachen Sie den Fortschritt der Ermittlungen
  • Lassen Sie sich regelmäßig informieren
  • Prüfen Sie alle vorgelegten Dokumente
  • Behalten Sie sich die Kontrolle über wichtige Entscheidungen vor

Wann sollten Sie einen Anwalt hinzuziehen?

Kontaktieren Sie einen Anwalt im Erbrecht, wenn:
– Der Nachlass besonders wertvoll ist (über 50.000 Euro)
– Komplexe rechtliche Fragen auftreten
– Streit mit anderen Erben droht
– Sie Zweifel an der Seriosität des Erbenermittlers haben
– Die geforderte Provision überdurchschnittlich hoch erscheint

Benötigen Sie Beratung zu einer Erbschaftsangelegenheit?
Als Anwalt im Erbrecht in Erding stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Vereinbaren Sie noch heute Ihre kostenlose Erstberatung!

VSP Rechtsanwälte Erding • Jonas Kainzinger
Telefon: 08122 5538790
Jetzt Erstberatung vereinbaren

Regionale Besonderheiten in Erding und Umgebung

In der Region Erding beobachten wir bei VSP Rechtsanwälte bestimmte Besonderheiten bei Erbschaftsfällen:

Ländliche Strukturen: Viele Familien sind seit Generationen in der Region verwurzelt, was die Erbenermittlung oft vereinfacht.

Immobilienwerte: Durch die Nähe zu München sind Immobilienwerte gestiegen, was Erbschaften attraktiver macht.

Traditionelle Familienbetriebe: Viele landwirtschaftliche Betriebe und Handwerksbetriebe werden über Generationen geführt.

Diese Faktoren sollten bei der Bewertung von Erbenermittler-Angeboten berücksichtigt werden. Oft lohnt sich eine eigenständige Recherche mehr als in anonymen Großstädten.

Ein Erbenermittler kann in bestimmten Situationen durchaus hilfreich sein. Wichtig ist jedoch, dass Sie als potenzielle Erben Ihre Rechte kennen und kritisch prüfen, ob die angebotenen Leistungen angemessen vergütet werden. Bei Zweifeln oder komplexen Fällen sollten Sie nicht zögern, sich professionelle rechtliche Beratung zu holen.

Für weitere Informationen zu diesem Thema empfehle ich die Webseite des Verbands Deutscher Erbenermittler sowie den entsprechenden Wikipedia-Artikel zur Erbenermittlung.

Als erfahrener Anwalt im Erbrecht in Erding stehe ich Ihnen bei allen Fragen rund um Erbschaften, Erbenermittlung und Nachlassabwicklung gerne zur Verfügung.

 

Picture of Jonas Kainzinger

Jonas Kainzinger

Rechtsanwalt

Kontaktieren Sie uns